66 Jahre Freibad Piesteritz
Am 14. Juli 2023 feierte das Freibad Piesteritz sein 66-jähriges Jubiläum. Das heißt über sechs Jahrzehnte Schwimmsport im Freien sowie Spiel und Spaß für Groß und Klein.
Gleichzeitig bedeutet dies auch 66 Jahre voller Geschichte:
Hier wurden Weltrekorde aufgestellt. Hier schwammen Größen des DDR-Sports wie Kornelia Ender und Roland Matthes. Hier wurde geplanscht, sich vom 10-Meter-Turm in die Tiefe gestürzt, um die Wette geschwommen, die Sonne genossen, bei abendlichen Kinovorführungen unterm Sternenhimmel gekuschelt und sogar im Planschbecken um die Wette Karpfen geangelt.
Besonders waren schon die Anfänge. Das Freibad entstand – nach Entwürfen des Wittenberger Architekten Eberhard Anthes – im Rahmen des sogenannten Nationalen Aufbauwerkes (NAW). Heißt: Dass es zum großen Teil von unzähligen freiwilligen Helfern gebaut wurde.
1954
Entstanden sind über die Jahre ein Nichtschwimmer- und ein Schwimmerbecken mit 50 m Bahnen, eineTribüne, eine Rutsche und der 10 m Sprungturm.
1955/1956
Die Becken wurden per Hand ausgeschachtet. Schippe, Schubkarre, Förderband und Betonmischer waren die wichtigsten Hilfsmittel. 10.000 Kubikmeter Erdreich mussten bewegt werden.
1956/1957
Das Filterhaus beherbergte Pumpen und Maschinen. Seit dem Umbau zur Jahrtausendwende ist sämtliche Technik unterhalb der Becken angeordnet. Das Filterhaus wird heute vom SV Grün Weiß Wittenberg-Piesteritz e.V. genutzt.
1957
Nach fünfjähriger Bauzeit öffnete das Piesteritzer Freibad am 14. Juli 1957 zuerst provisorisch. Fertig waren Becken und Tribüne. Die offizielle, feierliche Eröffnung folgte im Sommer 1958.
1958
Hinter der Rutsche, einer Spezialanfertigung aus Beton, entstand die aus dem Beckenaushub aufgeschüttete Liegewiese.
1962
Ein besonderes Highlight war der Zehn-Meter-Turm, wo sich unter anderem die Turmspringer vom SV Halle auf die Olympischen Sommerspiele 1992 in Barcelona vorbereiteten, die unter freiem Himmel stattfanden. Die Wendeltreppe ist aus Beton gegossen.
1962
Die Tribüne war oft gut gefüllt. Drei DDR-Meisterschaften, diverse Länderwettkämpfe und viele weitere Veranstaltungen wurden hier durchgeführt.
1967
Im Sommer fanden zahlreiche Veranstaltungen statt. Auf der Bühne hinter dem Bad waren unter anderem die Puhdys, Karat und in späteren Jahren die Backstreet Boys zu Gast.
1975
1975 wurden die 26. DDR-Meisterschften bereits zum dritten Mal im Schwimmstadion "Volkspark" ausgetragen. Sportliche Höhepunkte dabei - 4 Weltrekorde: Kornelia Ender über 100m Schmetterling, Birgit Treiber über 200 m Rücken, Ulrike Tauber über 200 m und 400 m Lagen. Für einen DDR-Rekord sorgte Rainer Strohbach über 400 m Freistil.
Zudem war das Freibad beheizbar und zudem das einzige in Sachsen-Anhalt mit einer Wettkampfbahn. Beheizt wurde es mit Dampf aus dem Chemiewerk. Die Anfang der 1970er Jahre gebaute Dampfleitung ermöglichte bis Oktober unter freiem Himmel zu baden.
1999/2000
Um den Erhalt des Bades am Standort Piesteritz zu gewährleisten, muss es verkleinert werden. Statt bisher 50-Meter-Wettkampf-Bahnen, soll es nur noch 25-Meter-Bahnen geben.1999/2000 wird das Freibad vollständig saniert und umgebaut. Die großen Freiflächen und der alte Baumbestand bleiben erhalten.
Meisterschaften können seither nicht mehr austragen werden, weil dazu die 50-Meter-Bahnen wie auch der Zehn-Meter-Turm fehlen. Dafür gibt es jetzt unter anderem den alljährlichen Luther Cup, ein Schwimmwettbewerb anlässlich Luthers Hochzeit.